Sonnenenergie für die Insel

2013 zählte Frank Haney ein einziges E-Auto auf der Ostsee-Insel Usedom. Sein eigenes. Dass es mittlerweile mehr sind, dazu hat er beigetragen. Er ist einer von zehn Usedomer*innen, die damals gemeinsam die Bürgergenossenschaft Inselwerke eG gründeten. „Das ist ja so ein Henne-Ei-Problem”, sagt Madlen Haney, ebenfalls Mitgründerin und genauso wie ihr Mann heute eine von drei Vorständ*innen der Inselwerke. „Gibt es keine Ladeinfrastruktur, fährt niemand E-Auto. Aber wenn niemand E-Auto fährt, dann lohnt es sich nicht, Ladesäulen hinzustellen.” Also machten sie sich daran, das zu verändern.
Die Idee schien auf der Hand zu liegen: Usedom ist die sonnenreichste Insel Deutschlands. Warum also bei der E-Mobilität nicht auf das gute Wetter setzen und ein Ladesäulen-Netz mit Strom aus Solarenergie betreiben? Inzwischen hat die Genossenschaft 85 Mitglieder, darunter auch das Ostseebad Heringsdorf. An 20 Standorten betreibt sie insgesamt 34 Ladepunkte mit Ökostrom, zertifiziert mit dem strengen Grüner Strom Label. Die meisten stehen auf Usedom, einige aber auch schon auf dem Festland.
„Wir haben von Anfang an darauf gesetzt, auf einfache Weise zum Mitmachen einzuladen”, erzählt Madlen Haney. Wer eine Elektro-Tanke vor der Tür haben will, stellt den Standort und beteiligt sich an der Investition. Die Inselwerke sorgen gegen eine Gebühr für Betrieb und Wartung und unterstützen bei Finanzierung und Fördergeldern. Heute machen neben Privatpersonen auch Kommunen, Hotels, Cafés und eine Kanustation mit. Voraussetzung dafür: Jede Menge persönliche Überzeugungsarbeit, sagt Madlen Haney. Auf der anderen Seite des Henne-Ei-Problems, erzählt Haney, kümmern sich die Inselwerke auch darum, E-Fahrzeuge auf die Straßen zu bringen, zum Beispiel mit Sharing-Angeboten am ICE-Bahnhof in Anklam.
Die Inselwerker*innen wollen sich nicht auf Usedom beschränken. Deswegen beraten sie Genossenschaften in anderen Regionen Deutschlands dabei, die Idee von den Ladestationen in Bürgerhand bei sich umzusetzen; aktuell betreiben 15 Energiegenossenschaften im Bürgerladenetz rund 200 Ladepunkte. Und sie haben noch größere Pläne: Sie wollen dazu beitragen, ein von den großen Anbietern unabhängiges bundesweites E-Ladenetz zu schaffen, und haben sich dazu mit den großen Ökostromern EWS Schönau, Greenpeace Energy und Naturstrom sowie der GLS Bank zusammengetan. 2021 will die neue Genossenschaft namens „Ladegrün!“ 100 weitere Ladepunkte aufstellen. Bis 2025, so der Plan, sollen es bundesweit 4.000 werden.
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